Bedeutende Quelle zum Leben Friedrichs I., Barbarossa – Otto von Freising, um 1112 – 1158

Otto von Freising, um 1112 – 1158.
Rerum ab origine mundiad ipsius usq(ue) tempora gestarum, libri VIII. Eiusdem de gestis Friderici I Aenobarbi Caes. Aug. lib. II. Radevici Phrisingen(sis) libri II de eiusde(m) Friderici Imp. gestis. Herausgegeben von Johannes Cuspinian.
Straßburg, Matthias Schürer für Lukas und Leonhard Alantsee in Wien, 1515.
Folio, Blattgröße 31 x 20,5cm.
121 (statt 122, ohne das letzte weiße Blatt S8) Blätter, 90 Blätter, zusammen 211 von 212 Bll. Kollation: Aa8, A8, B-F6, G8, H-N6, O8, P-R6, S8 (-S8, weiß), a-c6, d8, c-h6, i8, k-n6, o8.
Mit Holzschnittbordüre von Urs Graf auf dem Titel und Holzschnittbordüre von Johannes Wechtlin auf dem Zwischentitel.
Blindgeprägter Schweinsledereinband über Holzdeckeln. Fleckig, bestoßen, Rücken unten mit Fehlstelle. Schließen fehlen. Signaturschild, wohl 19. Jahrhundert, mit der Nummer 10338 auf dem Vorderdeckel.
Vorderer Spiegel aus einem niederdeutschen (Bindewort: unde) Pergamentmanuskript, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, wohl einem Lektionar.
Exemplar fast durchgehend oben wasserrandig, einige Blätter auch vollständig. Etwas angeschmutzt, letzte Blätter mit Wurmspuren.
Erste Ausgabe des wichtigen Quellenwerkes zum Leben Friedrichs I. Barbarossa. Der Autor Otto von Freising war als Sohn von Agnes, der Tochter Kaiser Heinrichs IV., und dem Babenberger Leopold III. eng verwandt mit Barbarossa, der wiederum Agnes aus deren erster Ehe mit dem Staufer Friedrich I., Herzog von Schwaben, zur Großmutter hatte. Da Barbarossa über seine Mutter Judith, einer Tante Heinrichs des Löwen, auch welfische Wurzeln hatte, erlangte er durch seine salisch-staufisch-welfische Abstammung schon fast einen supradynastischen Status.
Dieser besondere Status Barbarossas könnte auch Grund für die Herausgabe des Werkes durch Johannes Cuspinian, 1473-1529, sein. Cuspinian stand seit 1510 als Diplomat im Dienst Kaiser Maximilians I. und war in dieser Eigenschaft u.a. beteiligt an dem Zustandekommen der habsburgischen Doppelhochzeit von 1515. Der Humanist Cuspinian war aber auch als Dichter und Publizist tätig. Den Titelholzschnitt zu der Edition des Werkes von Otto von Freising könnte man als eine Art Panegyrik auf den Kaiser betrachten, durch die Cuspinian geschickt eine Verbindung zwischen Barbarossa und Maximilian hergestellt hätte. Auch sein Werk „Caesares“, endend mit Maximilian I., erschienen posthum 1540 in Straßburg, passt zu den intensiven Bemühungen der Habsburger insbesondere seit Rudolf IV., den Status ihrer Dynastie zu erhöhen.
Provenienz:
Bibliothek der Grafen zu Schönborn-Buchheim. Signaturschild mit hs. „10338“ auf dem Vorderdeckel.
Reiss & Auvermann, Königstein, Auktion 53, 19. April 1994, Lot 133.
VD16, O 1434. Adams, O 416. Muller II, 193, 169. (D0035)

Euro 3.000.- inkl. 7% MwSt.


    Kontakt