Hug von Schlettstadt, Johannes, um 1450? – 1507 (oder nach 1522?).
Der heiligen Kirche(n)// und des Römischen// Reichs Wagen für.
Straßburg, Johann Grüninger, 1504.
Folio, Blattgröße 28 x 20cm.
64 Blätter, Kollation: A-D6, E4, F-L6.
Mit Titelholzschnitt, 15 großen Holzschnitten im Text und zahlreichen Holzschnittinitialen. Wenige Marginalien und einige Anstreichungen von zeitgenössischer Hand.
Breitrandiges, sauberes Exemplar auf kräftigem Papier. Untere Ecke durchgehend leicht gerundet, bei den ersten vier Blättern jeweils unauffällig das untere Eckchen ergänzt.
Die Holzschnitte und Initialen in kräftigen Abdrucken. Ohne die (oft nicht beigebundenen) beiden Blätter am Schluss mit der Protestatio des Johannes Hug und dem Notarsvermerk des Ulrich Stromar.
Sehr seltene erste deutsche Ausgabe des nahezu gleichzeitig in lateinischer Sprache erschienenen Werkes. Der Autor nennt sich nicht im Text, sondern erst im Anhang, dessen zwei Blätter einigen Exemplaren beigebunden waren. Neben der Tatsache, dass es sich bei dem Buch um ein bedeutendes Straßburger Holzschnittbuch handelt, gilt es jedoch vor allem als erstes gedrucktes Buch zum deutschen Staatsrecht. In vier Kapiteln werden in vielen Artikeln Rechte und Pflichten des Papstes, der Bischöfe, der Pfarrer und des Kaisers behandelt. Das Kapitel über den Kaiser enthält am Schluss einige Artikel über die Stellung der Laien, denen in der lateinischen Ausgabe ein eigenes, fünftes Kapitel gewidmet ist.
Die Veröffentlichung des 1498 entstandenen Werkes 1504 steht vielleicht im Zusammenhang mit dem Dissens zwischen König Maximilians I. und der Kurie – repräsentiert insbesondere durch den päpstlichen Legaten Raimund Peraudi – um die Verwendung von Ablassgeldern, auf die Maximilian im Rahmen seiner Kreuzzugspläne Anspruch erhob („Kruziatsgelder“). Auch die zeitgleich stattfindenden Auseinandersetzungen zwischen König und Reichsständen um das Reichsregiment mögen zur Motivation des Autors beigetragen haben, Rechte und Pflichten von Klerus, König/Kaiser und Laien strukturiert zusammen zu fassen. Bei aller patriotischen Lobpreisung des Kaisertums und König Maximilians – Vivat Rex Maximilianus bzw. Leben soll künig Maximilian (jeweils Fol VII der lat. und dt. Ausgabe) – bleibt dabei der weltliche Herrscher ein Vasall des Papstes, dessen Primat für Hug außer Frage steht.
Provenienz: Reiss & Sohn, Königstein, Auktion 59, April 1995, Lot 655, Zuschlag: DM 8.500.-
VD 16, H 5806. Panzer, DA 550. (D0037).
Literatur: Muhlack, Ulrich: Hugo, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie, Band 10, S. 27.
Graf, Klaus: Der Straßburger Gelehrte Johannes Hug und sein vergessenes Werk „Quadruvium ecclesiae“. In: Humanisten am Oberrhein, hrsg. von Sven Lembke/Markus Müller, Leinfelden-Echterdingen 2004, S. 175-187.
Wiesflecker, Hermann: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Band III. Wien 1977. S. 39-58.
Euro 8.500.- inklusive 7% Mehrwertsteuer.